Transition Bamberg

Wie funktioniert ein Gemeinschaftsgarten?

Gemeinschaftsgärten in Bamberg

Wie funktioniert ein Gemeinschaftsgarten?

Ein Landwirtschaftsbetrieb oder eine Gärtnerei verpachtet ein Stück Land an eine Gemeinschaft von Hobbygärtner:innen. Zu Beginn jeder Saison wird der Boden von der
Gärtnerei für den Anbau vorbereitet. Danach wird er von den Hobbygärtner:innen
parzelliert und die Erstbepflanzung bzw. Erstaussaat wird ausgebracht. Nun pflegen alle
Hobbygärtner:innen ihre Parzellen unter Anleitung erfahrener Gärtner:innen weiter. Im
Lauf der Saison ernten sie das Gemüse. Bei den Gemeinschaftsgärten erfolgt die
Bewirtschaftung in der Regel nach biologischen Kriterien.
Maßgeblich beteiligt an
der fachlichen Planung
und Umsetzung der
Gemeinschaftsgärten in
Bamberg ist Wilhelm
Schubert, der ehemalige
Leiter des Ökologischen
Gemüsebau-
versuchsbetriebs der
Bayerischen Landes-
anstalt für Weinbau und
Gartenbau in Bamberg.
Die Gartenflächen sind
zwischen 500 und
2.000m² groß und zum
Schutz vor Kaninchen mit
einem Zaun umgeben. In
vielen Gärten werden
zusätzlich zu den Parzel-
len Gemeinschaftsflächen
abgeteilt, auf denen z.B.
Kartoffeln, Kürbisse, Zucchini, Mais oder Physalis angebaut werden und Kompost fürs
nächste Gartenjahr bereitet wird. Längs durchs Feld verläuft ein Blühstreifen, der
nützliche Insekten fördert und sie zur Schädlingsbekämpfung und Bestäubung anlockt.
In diesem Streifen befindet sich auch die Bewässerungsanlage.
Die Grundbepflanzung ist jeweils identisch und wird von den Profis und den Hobbygärt-
ner:innen gemeinsam durchgeführt. Sie besteht u.a. aus alten regionalen Gemüsesorten
(z.B. aus dem Bamberger Sortengarten) sowie aus bewährten Sorten des ökologischen
Landbaus. Zusätzlich können die Hobbygärtner:innen eigene Pflanzen einbringen.
Ein Selbsterntegarten von oben: Aufteilung der Fläche
Stand: Juli 2022
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Die Bewässerung wird von einer Profi-Gärtnerei oder auch der Gärtner:innen-
gemeinschaft übernommen. Für die weitere Bewirtschaftung und die Ernte sind die
Hobbygärtner:innen verantwortlich, dabei werden sie von den erfahrenen
Gärtner:innen innerhalb des Projektes unterstützt.
Auf die Verwendung von mineralischen Düngern und chemischen Pflanzenschutzmitteln
wird gänzlich verzichtet, da ökologisch und nachhaltig erzeugtes Gemüse produziert
werden soll.
So entsteht eine Kooperation zwischen Profis und Hobbygärtner:innen, bei der eine
Ackerfläche gemeinschaftlich bewirtschaftet und finanziert wird:
• Die Profis bringen ihr Land, maschinelle Infrastruktur, ihr Wissen und ihre Arbeits-
kraft ein; dafür erhalten sie sichere Einnahmen und steigern ihren Bekanntheitsgrad,
was insbesondere für Selbstvermarkter:innen von Interesse ist.
• Die Hobbygärtner:innen unterstützen die Profis mit der Vorfinanzierung der Flächen
und bringen ebenfalls ihre Arbeitskraft ein. Dafür ernten sie mit verhältnismäßig
geringem Arbeitseinsatz ihr eigenes, günstiges Biogemüse. Gerade für Anfänger:in-
nen bietet sich so die Chance auf einen „sanften Einstieg“ ins Gärtnern: Die räumliche
und zeitliche Dimension sind überschaubar, sie werden durch Profis unterstützt und
lernen in der Gemeinschaft viele Gleichgesinnte kennen. Für einige ist es das Sprung-
brett zum eigenen Garten. Viele schätzen jedoch den Service und die Gemeinschaft
und bleiben dem Prinzip Gemeinschaftsgarten treu.
Pflanzplan
Stand: Juli 2022
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Was kommt auf euch zu?
Die Kosten für die Nutzung einer Parzelle betragen pro Saison (ca. April bis November)
etwa 150 Euro, darin sind die Grundbepflanzung und die Bewässerung sowie die
Mitnutzung der Gemeinschaftsflächen und der Geräte enthalten.
Die Gemeinschaftsgärten leben vom Gemeinsinn, der Kreativität und dem Engagement
aller Beteiligten. Die meisten Arbeiten, die im Laufe eines Gartenjahrs anfallen, werden
von den Hobbygärtner:innen zusammen erbracht. Ein Gemeinschaftsgarten kann daher
nur gut funktionieren, wenn sich alle in die Gemeinschaft einbringen, zum Beispiel bei
• dem Abholen von Pflanzen und Dünger,
• dem Bepflanzen und Jäten von Gemeinschaftsflächen,
• dem Mähen von Wegen,
• der Pflege des Komposts,
• der Restaurierung des Bauwagens bzw. dem Bauen von Unterständen,
• der Beschaffung und Pflege der Gartengeräte,
• der Organisation und Kommunikation untereinander,
• dem Wissensaustausch und der gegenseitigen Hilfe
• oder der Vorbereitung (und natürlich der Beteiligung an) gemeinschaftlichen Festen,
Lagerfeuern und Treffen.
Ein wohlwollendes und solidarisches Miteinander, ein vertrauensvoller und
wertschätzender Umgang, direkte Kommunikation und manchmal auch etwas
unkonventionelle, praktische und ressourcenschonende Lösungen sind uns sehr wichtig,
denn wir sind überzeugt: eine andere Welt ist pflanzbar!
Welche Gemeinschaftsgärten gibt es in Bamberg?
Aktuell sind insgesamt rund 350 Hobby-
gärtner:innen an den Gemeinschaftsgärten in
Bamberg beteiligt. Einige Parzellen werden von
Einzelpersonen genutzt, andere von Familien,
Freunden, WGs oder Beetgemeinschaften, die
sich im Projekt gefunden haben, und die sich
untereinander selbst organisieren.
Zurzeit gibt es sechs Gemeinschaftsgärten in
Bamberg. Wo sie liegen, seht ihr hier auf der
Karte. Im Folgenden werden sie von Nord
nach Süd einzeln beschrieben.
Stand: Juli 2022
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Der SegaNord wurde 2016 als erster Gemeinschaftsgarten in Bamberg ins Leben
gerufen. Er befindet sich in der Nordflur, nördlich der Bahnbrücke Kronacher Straße
inmitten der Felder unserer Bamberger Gärtnereien. Du kannst ihn schon von der
Brücke aus an dem blauen Bauwagen erkennen. Er besteht aus 36 Parzellen und zwei
großen Gemeinschaftsflächen, auf denen große Kulturen, wie zum Beispiel Mais und
mehrjährige Beerensträucher stehen. Er ist der größte Gemeinschaftsgarten.
Wir kooperieren mit der Gärtnerei Neubauer aus der Heiliggrabstraße (Gärtnerei
Neubauer: http://www.gaertnerei-neubauer.bamberg.in/). Herr Neubauer hilft uns
beim Umbrechen der Erde und dem Betreiben der Bewässerung.
Unser Feld wird im nächsten
oder übernächsten Jahr
umziehen, da es der neuen
Bahntrasse weichen muss.
Allerdings ist noch nicht
klar, wohin. Planung läuft.
Wir freuen uns, dass der
SegaNord die Initialzündung
für viele weitere, ähnliche
Projekte in Bamberg war,
und wir auf diese Weise
einen Beitrag dazu leisten,
die Tradition der Bamberger
Gärtnerkultur zu erhalten
und um neue Alternativen nachhaltigen und zukunftsfähigen gemeinsamen
Wirtschaftens zu erweitern. Wir hoffen auf viele weitere gute Gartenjahre mit einer
aktiven, solidarischen Gemeinschaft und einer üppigen Ernte.
Der Punk-Gemeinschaftsgarten befindet sich ebenfalls in der Nordflur am
Kammermeisterweg am hellgrün-blauen Bauwagen. Er besteht aus 12 Parzellen und
einer kleinen Gemeinschaftsfläche. Als kleinster Gemeinschaftsgarten ist er
vergleichsweise familiär.
Wir kooperieren mit dem Bamberger Gärtner Robert Bittel. Er hilft uns beim Umbrechen
der Erde und beim Betreiben der Bewässerung.
Der Name Punk-Gemeinschaftsgarten leitet sich vom Punk-Samenfestival ab.
www.saatgutfestival-bamberg.de. Die Mitinitiatorin Petra Dotterweich vermehrt mit
anderen in einem Teil des Feldes alte Gemüsesorten, vorwiegend Bohnen. Mischkultur
und Experimente stehen auf ihrer Fahne.
Stand: Juli 2022
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Der Gärtnerstadt-Gemeinschaftsgarten wurde 2020 aufgebaut und befindet sich in
der Innenstadt in der Heiliggrabstraße. Es gibt 22 Parzellen (davon zwei Schulparzellen
und eine Bildungsparzelle der Projektwerkstatt
des Bund Naturschutz) und eine kleine
Gemeinschaftsfläche.
Er ist vor allem für Anwohner:innen gedacht.
Du solltest also in einer der angrenzenden
Straßen wohnen bzw. aus dem Gärtnerviertel
sein. Der (leider nicht öffentliche) Zugang ist
etwas versteckt über den Hof von SKF
(Sozialdienst kath. Frauen) sowie einer
Autowerkstatt.
Der Welterbe-Garten liegt auch in der Innenstadt in der
Nähe vom Gärtnerstadt-Gemeinschaftsgarten, in der
Heiliggrabstraße. Hier gibt es keine Parzellen, sondern alle
bearbeiten gemeinsam die ganze Fläche. Die Fläche ist
ungefähr so groß wie beim Gärtnerstadt-Gemeinschafts-
garten, allerdings besteht er aus einer ziemlich kleinen
Gruppe (Vorgabe vom Pächter).
Hier solltest Du nur hingehen, wenn es Dir Spaß macht,
sehr viel Freizeit einzubringen. Das ist der Sega für sehr
Engagierte zum Experimentieren.
Der Pflanzwerk Gemeinschaftsgarten entstand dieses Jahr neu, in Kooperation mit
der Projektwerkstatt des Bund Naturschutz und der Solawi und ist so etwas wie ein Pop-
Up-Garten auf der alten Fläche der Solawi und des
SegaSüd an der Forchheimerstraße/Brosearena. Es
gibt 30 Parzellen mit zentraler Bewässerung sowie
unbewässerte Parzellen und weitere Flächen zur Nutzung
auf Anfrage. Auch ein Pilotprojekt des Lehrstuhls für
Grundschulpädagogik der Uni Bamberg sowie zwei
Klassen der Montessorischule Bamberg sind im
Gemeinschaftsgarten angesiedelt.
Dieser Garten funktioniert etwas anders als die übrigen:
Es gibt keinen gemeinsamen Pflanzplan bzw. Pflanz-
aktionen/Jungpflanzen. Anbauen kannst du was, wann
und mit wem du willst, du hast also mehr Freiheit, eigene
Dinge auszuprobieren. Die Parzelle kostet daher auch
weniger, weil keine Pflanzen dabei sind. Es gibt eine Grundausstattung an Gartengeräten
und eine Hütte mit Feuerstelle und viel Wiese und Platz außen rum.
Stand: Juli 2022
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Der Gemeinschaftsgarten Süd wurde 2019 gegründet und er befindet sich im
Süden der Stadt unweit der Kleingartenanlage Sendelbach neben der Solidarischen
Landwirtschaft Bamberg.
Es gibt 20 Parzellen,
einen Folientunnel
sowie eine
Gemeinschaftsfläche für
Kulturen wie Kürbis und
Kartoffeln, außerdem
eine Feuerstelle,
Matschküche sowie
einige Obstbäume und -
sträucher. Die Holzhütte
wurde von den
Gärtner:innen selbst
gebaut, sie bietet Platz
für Geräte und
Werkzeuge sowie einen
überdachten Freisitz mit Blick über den Main-Donau-Kanal auf die Altenburg. Die
Bewässerung des Ackers übernehmen die Gärtner:innen der Solawi.
Der Gärtnerstadt-Gemeinschaftsgarten, der Pflanzwerk Gemeinschaftsgarten sowie der
Gemeinschaftsgarten Süd wurden von der Projektwerkstatt des Bund Naturschutz
aufgebaut und werden von ihr koordiniert. Die Projektwerkstatt organisiert auch
verschiedene Angebote rund um das Thema urban gardening, nachhaltiger Konsum
und regionale Ernährung/Landwirtschaft, zum Teil in Kooperation mit Gärtner:innen
und anderen Gärten. Kontakt: projektwerkstatt-bamberg@bund-naturschutz.de.
Kontakt und weitergehende Informationen
Wenn Ihr Interesse habt, „Gemeinschaftsgärtner:innen“ zu werden, meldet Euch über
unser Kontaktformular, um Euch auf die Warteliste setzen zu lassen.
Aktuelle Informationen zum Projekt und zu den Organisator:innen gibt es unter:
Gemeinschaftsgärten Transition Bamberg: http://www.selbsternte-bamberg.de/